Samstag, 14. Dezember 2013

Warum ein sozialer Beruf?



Warum ein sozialer Beruf?


In meiner jetzigen, vermutlich stärksten bisherigen beruflichen Krise stellt sich die Frage danach, warum ich überhaupt einen psychosozialen Beruf ergriffen habe oder ergreifen wollte mehr denn je.
Rückblickend komme ich zu der Überzeugung, dass die eigentlichen Ursachen mit meinen Erfahrungen zusammenhängen, die ich als Kind und Jugendlicher in meinem privaten und schulischen Umfeld gemacht habe. Gewollt oder Ungewollt.

Als Kind hat man keine Wahl. Man wird in eine bestimmte Familie, in ein vorgegebenes Milieu hineingeboren. In diesem Umfeld wächst man auf und macht seine ersten wichtigen Erfahrungen.
In meinem Fall war es so, dass ich als Deutschstämmiger in Rumänien (Siebenbürgen) aufwuchs. Ich habe in einem kleinen Dorf bei Schäßburg, meiner Geburtsstadt, meine ersten knapp elf Lebensjahre verbracht. Meine Kindheit habe ich als sehr ambivalent erlebt. Einerseits die dörfliche Idylle. Andererseits eine konfliktreiche Ehe meiner Eltern.
Diese beiden Bestandteile in meiner Kindheit in Rumänien setzten sich auch in Deutschland, meiner neuen Heimat ab 1991, fort.
Angekommen in Deutschland, in einem kleinen beschaulichen Ort in Baden Württemberg, ging es für mich einerseits darum, meinen schulischen Weg erfolgreich zu gehen. Andererseits aber auch, mit den familiären Problemen fertig zu werden.
Für mich als junger Mensch war das eine sehr schwierige Gradwanderung. Die Eltern stritten sehr häufig miteinander. Teilweise hing das auch mit der Herausforderung zusammen, sich in einem neuen Land zurechtzufinden. Manchmal flogen die Fetzen so sehr, dass ich nicht einmal meine Hausaufgaben mehr in Ruhe machen konnte. In der Folge flüchtete ich regelrecht zu meinen Großeltern. Hier fand ich Ruhe. Genauso wie im Triathlon-Sport, der mich mit 18 Jahren packte und den ich einige Jahre auf gutem Level ambitioniert ausgeübt habe. (Ich hoffe, ich kann daran noch einmal anknüpfen).

Schulisch betrachtet war ich bereits in der Grundschule ein guter Schüler. Nach der Auswanderung nach Deutschland kam ich jedoch auf die Hauptschule, wo ich bis zur 10. Klasse auch bleiben sollte. Rückblickend war das aber nicht der richtige Ort für mich. Rein geistig-intellektuell gesehen.  
Von meinem sozialen Hintergrund jedoch passte die Hauptschule zu mir wie die Faust aufs Auge. Meine Eltern waren beide Arbeiter und obendrein gab es jede Menge Probleme und Konflikte zuhause.
Mein schulisches Talent und meine Motivation waren jedoch stärker als der soziale Hintergrund. Das Resultat war, dass ich  nach der 10. Klasse den Sprung in die gymnasiale Oberstufe schaffte und mich dort mit den besten Schülern bis zum Abitur behaupten konnte.
Diese Leistung erfüllt mich auch heute noch mit mehr Stolz als alle anderen Leistungen, die danach noch folgen sollten. Zu ungewöhnlich war der Weg und zu schwierig waren die sozialen bzw. familiären Umstände für mich, als ich in der Oberstufe meinen Weg ging, letztlich gehen wollte.

Heute denke ich, dass sowohl mein schulischer Weg als auch meine schwierige familiäre Situation in Kindheit und Jugend der eigentliche Grund dafür sind, dass ich mich für einen sozialen Beruf entschieden habe. Meine Erfahrungen in Kindheit und Jugend haben mich bereits in einem frühen Lebensstadium für psychosoziale Themen sensibilisiert. Ich hatte letztlich keine andere Wahl!! Und so war und ist es für mich eine logische Konsequenz, warum ich daran bestrebt bin, mich für Menschen in schwierigen Lebenssituationen einzusetzen. Denn:

Meine eigene Biografie hat mir gezeigt, dass man auch unter schwierigen äußeren Bedingungen zu enormen Leistungen fähig ist. Wenn, und das ist das Entscheidende, der eigene Wille da ist. Diese Botschaft versuche ich weiterzugeben. Im Rahmen meiner sozialen Tätigkeiten bin ich jedoch genau an diesem Punkt immer wieder an meine Grenzen gestoßen. Ich habe häufig Menschen erlebt, ob jung oder alt, die sich einfach nicht helfen lassen wollen. Sie haben eine andere Lebenseinstellung als ich. Deshalb ist die Arbeit mit ihnen für mich äußerst frustrierend. Nicht zuletzt aber auch, weil die Arbeitsbedingungen ungenügend sind.
Beides hat mich zum Nachdenken gebracht. Mit anderen Worten: ich möchte künftig mehr mit Menschen arbeiten, die mit meinen persönlichen Wert- und Lebensvorstellungen mehr konform gehen. Und schließlich möchte ich die Arbeit unter besseren äußeren Rahmenbedingungen verrichten, als ich es bisher häufig erlebt habe.


Ich hoffe, es gelingt mir  


Gruß Uli

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